Die Musikkurse der Jahrgangsstufe 9 besuchten in der Musikhochschule Köln einen Workshop zur Oper „Turandot“ von Puccini

Opernworkshop 9 DiffOper? Nie gehört. Ist das nicht was für alte Leute? Keineswegs. Die Schülerinnen und Schüler der 9. Klassen des Abtei-Gymnasiums, die soeben an einem Workshop der Kölner Oper teilgenommen haben, verlassen die Musikhochschule Köln mit einem neuen Ohrwurm: der Arie „Nessun dorma“ aus der Oper „Turandot“ von Giacomo Puccini, die sie gerade selbst gesungen und inszeniert haben.

Die Oper ist von 1924, die Geschichte, die sie musikalisch erzählt, noch älter: Sie spielt in grauer Vorzeit in einem mythischen China, wo die grausame Prinzessin Turandot alle Prinzen, die sie heiraten wollen, hinrichten lässt, bis der Todeskandidat Nummer 13 in diesem Jahr, Prinz Kalaf, ihr Herz im Sturm erobern will.

Das Konzept der Oper Köln, junge Menschen an diese scheinbar hoffnungslos altmodische Geschichte heranzuführen, setzt auf Identifikation und Aktualisierung. Da kann es schon mal passieren, dass in den Inszenierungen der Schüler Turandot Kalaf zurückweist, weil ihr sein neuer Sportwagen nicht gefällt oder weil er ganz offensichtlich nicht sie, sondern seinen Dackel über alles liebt. Auf Turan(dot).com erstellen die Schüler unter der Anleitung von Lehramtsstudierenden im Berufsfeldpraktikum Profile, in denen Turandot, ein definitives Partygirl, eher im 5-Sterne-Hotel logiert und auf Elite-Partner nach dem Richtigen sucht, während ihr Möchtegern-Märchenprinz Kalaf, ein eingefleischter Couchsurfer, sie auf Tinder entdeckt hat.

Ob sie sich kriegen? Giacomo Puccini starb 1924, die Oper „Turandot“ blieb unvollendet und die Schülerinnen und Schüler aus Brauweiler erzählen in Comics die Geschichte zu Ende – längst nicht bei allen geht sie gut aus, die Standardthemen der Gattung Oper, Liebe, Tod, Eifersucht, Leidenschaft, Hass und Mord, sind in ihren Versionen reichlich vertreten. Ein Schüler Puccinis hat „Turandot“ dann zu Ende geschrieben. Wie es „wirklich“ ausgeht, können die Brauweiler Neuntklässler jetzt also googeln – oder sich überraschen lassen, wenn sie im Mai eine Vorstellung der Kölner Neuinszenierung von „Turandot“ besuchen.

B. Landgraf